Während
die Digitalisierung der Welt in den Jahren vor dem Auftreten von
SARS-CoV-2 vor allem ein auf den Bereich der Wirtschaft beschränktes
Phänomen war, hat Digitalisierung durch die Corona-Pandemie in vielen weiteren
Bereichen des gesellschaftlichen Lebens immens an Bedeutung gewonnen.
So entwickelte sich in Zeiten von physischen Kontaktbeschränkungen
die Videokonferenz zu einem hilfreichen und willkommenen Medium,
nicht nur um geschäftliche Meetings abzuhalten, sondern auch um in
der Freizeit eine neue Form des geselligen Beisammenseins zu
entwickeln. Vor allem im Bereich des Privaten fanden digitale
Techniken also eine deutliche Akzeptanzsteigerung. Im Bildungs- und
Verwaltungsbereich dagegen machte die gestiegene Bedeutung von
digitalen Techniken nur um so mehr die Rückständigkeit der
Entwicklung dieser Bereiche bzgl. der Digitalisierung deutlich –
und zwar sowohl in Bezug auf die Implementierung von Technik, als
auch in Bezug auf Konzepte, wie digitale Techniken im Sinne der
Aufgaben von Verwaltung und Bildung sinnvollerweise zu nutzen sind.
Da
nun die Einheit 11, in der supervidierte philosophische
Einzelgespräche im Mittelpunkt stehen, aufgrund der Corona-Pandemie
nicht wie ursprünglich vorgesehen im März 2021 stattfinden, sondern
auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wird, bietet das
Bildungsgangsteam – um wenigstens rudimentär eine Kontinuität des
Bildungsganges zu gewährleisten – eine im digitalen Raum
durchgeführte Zusatzeinheit an – zum Thema „Digitalisierung“.
Es soll also ein kurzer philosophischer Blick auf das eingangs
skizzierte, insbesondere die ganz aktuelle Gegenwart vielfältig
prägende Phänomen geworfen werden. Dabei sollen zwei Aspekte im
Vordergrund stehen:
Die Veränderung der alltäglichen Welt (auch schon vor dem
Auftreten von SARS-CoV-2) durch zunehmende Digitalisierung: Unter
diesem Titel sollen Phänomene aufgedeckt werden, die die
Digitalisierung der Welt mit sich bringt – und die insbesondere
für philosophische Praxis virulent sind, bzw. sein können, bzw.
sein sollten. Es soll der Frage nachgegangen werden, wie
Philosophische Praxis solchen Phänomenen gerecht werden kann.
Die Auswirkungen von digitalen Medien auf die Kommunikation der
Menschen miteinander: Ein Schwerpunkt der Digitalisierung war schon
immer die Nutzung von digitalen Medien zur Interaktion und damit die
Digitalisierung von Kommunikationsmedien. Elektronische Post, text-
und bildorientierte Nachrichtendienste sowie integrierte Angebote
unter dem Titel „soziale Netzwerke“ erfreuen sich seit Jahren
steigender Beliebtheit (wobei ja mittlerweile die E-Mail auch schon
zu den eher klassischen, in ihrer Verbreitung nicht mehr so schnell
wachsenden Kommunikationsformen gehört) und verändern damit die
Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren. Im Kontext
des Bildungsgangs Philosophische Praxis stellt sich an diesen Befund
anschließend die Frage, was das für Philosophische Praxis
bedeutet: Welche Chancen und Herausforderungen sind mit einer
verstärkten Digitalisierung auch der Kommunikation auch in
Philosophischer Praxis verbunden?
Klar
ist, dass diese beiden Aspekte aufs Engste miteinander verbunden
sind. Es gibt nicht einerseits Phänomene der Digitalisierung in der
Welt und andererseits Kommunikation – sei es analoge, sei es
digitale. Und digitale Kommunikation findet auch nicht in einer
ansonsten vom Einzug des Digitalen in den Alltag verschonten Welt
statt. Sondern da sich der Mensch Welt kommunikativ und
kommunizierend erschließt, zeigen sich beiden oben genannten Aspekte
sowieso als zwei Seiten derselben Medaille. Nur der Fokus der
Betrachtung liegt jeweils auf einer der beiden Seite der Medaille.
Konkret
soll auf der zusätzlichen Einheit zunächst eine Begriffsklärung
versucht werden: Was sollte sinnvollerweise unter „Digitalisierung“
verstanden werden? Davon ausgehend sollen alltägliche Phänomene der
Digitalisierung in den Blick genommen werden und schließlich soll
das Phänomen der digitalen Kommunikation untersucht werden. Welche
„neuen“ Themen im Zusammenhang mit Technisierung /
Digitalisierung begegnen uns in Philosophischer Praxis?
Welche
Nach- und welche Vorteile bietet digitalisierte Kommunikation für
die verschiedenen Formen Philosophischer Praxis? Was bedeutet es,
durch vermittelte Kommunikation (Mensch – Technik – Mensch) auf
das unmittelbare Erleben von Leiblichkeit zu verzichten?